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100 % recycelbar? Wie mich eine Mövenpick-Eisverpackung zum Nachdenken brachte


Ich sitze an diesem sonnigen Nachmittag im Garten. Neben mir: ein Becher Mövenpick-Eis, "Feine Bourbon-Vanille", eiskalt und lecker.


Es ist ein perfekter Frühsommermoment — bis mein Blick auf die Verpackung fällt."100 % recycelbar" prangt groß und selbstbewusst auf dem stabilen Hartplastik-Becher.


Irgendetwas stört mich. So dickes Plastik? Kann das wirklich nachhaltig sein? Während ich weiterlöffle, beginne ich zu recherchieren.


Das Versprechen: Technisch recycelbar

Fakt ist: Die Becher von Mövenpick (hergestellt von Froneri) bestehen vollständig aus Polypropylen (PP), einem gut recyclingfähigen Kunststoff. Deckel und Becher sind aus demselben Material — ohne störende Folien oder Verbundstoffe.


Laut Unternehmen wurde das von Noventiz zertifiziert: Über 44 Millionen dieser neuen Becher sollen 2022 produziert worden sein, rund 120 Tonnen Folie eingespart.


Die Realität: Mischsammlung im Gelben Sack

Doch dann kommt der Haken: Diese Becher landen in Deutschland — wie alle anderen Plastikverpackungen — im Gelben Sack. Und dort beginnt das Problem:

  • In modernen Anlagen können PP-Becher gut sortiert werden.

  • In der Praxis sind viele Sortieranlagen nicht optimal eingestellt.

  • Verunreinigte Becher (z. B. mit Eisklebresten) werden häufig aussortiert und verbrannt.


NGOs schlagen Alarm


Ich stoße auf zahlreiche Berichte:Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und internationale Organisationen wie die Changing Markets Foundation kritisieren solche "100 % recycelbar"-Labels scharf:


👉 Technisch recycelbar ≠ tatsächlich recycelt.👉 Keine Veröffentlichung realer Recyclingquoten — wie viele Mövenpick-Becher tatsächlich zu neuem Kunststoff werden, bleibt unbekannt.


DUH fordert daher ein Verbot solcher Labels, wenn keine belegbaren Recyclingquoten (z. B. >90 %) existieren. Der vzbv spricht von einer "Recyclingillusion", die Verbraucher:innen in die Irre führt.


Fazit: Greenwashing im Becher?


Nach gut einer Stunde Recherche und einem geleerten Eisbecher in der Sonne bin ich ernüchtert:Ja — der Mövenpick-Becher ist technisch recycelbar. Aber in der deutschen Praxis bleibt es reines Glück, ob er wirklich im Recycling landet oder im Ofen.


Für mich persönlich ist das Greenwashing: Ein positives Öko-Image wird vermittelt, während das System im Hintergrund noch lange nicht so funktioniert, wie es das Label suggeriert.


Was bleibt?


Ich werde künftig genauer hinschauen — und mir bei solchen "100 % recycelbar"-Versprechen zweimal überlegen, was ich kaufe. Und vielleicht gibt es ja bald Alternativen zu dickem Hartplastik für den sommerlichen Eisgenuss.


👉 Quellen: DUH, Verbraucherzentrale, Changing Markets Foundation, Herstellerangaben Froneri/Mövenpick.

 
 
 

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