Solarenergie im Aufwind – und das Ende des Ölzeitalters?
- Jochen Siegle - Reporters For Future
- 22. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Der globale Solarboom verändert nicht nur das Klima, sondern auch die Machtverhältnisse der Weltwirtschaft.
Beim aktuellen 5vor12 Klima-Briefing des Netzwerks Klimajournalismus wurde deutlich, dass Solarenergie in Verbindung mit Stromspeichern zur wirtschaftlich attraktivsten Energieform geworden ist – und zwar weltweit.
Solar als Gamechanger – besonders in China
Journalist Rico Grimm (u. a. Cleantech Ing.-Newsletter) stellte in seinem Impuls fest: „Wer das 21. Jahrhundert beherrschen will, muss den Solarboom beherrschen.“
Vor allem in China habe sich Solarstrom in Kombination mit Speichern zur günstigsten Energiequelle entwickelt.
Der Peak der CO₂-Emissionen sei dort möglicherweise bereits überschritten.
Damit stellt sich auch für Europa und die USA nicht nur eine klimapolitische, sondern eine industriepolitische Frage: Wie wettbewerbsfähig bleiben wir im Zeitalter von Greentech und ClimateTech?
📬 Quelle: Cleantech Ing. Newsletter von Rico Grimm
Das Ölzeitalter wankt – E-Mobilität verändert Märkte
Grimm sieht die größte Veränderung darin, dass der Ölsektor „vor einem riesigen Problem“ steht. Die Nachfrage nach Öl könnte bereits 2023 oder 2024 ihren Höhepunkt erreicht haben – getrieben vor allem vom Boom der E-Autos in China.
Dass diese Entwicklung in der deutschen Berichterstattung kaum auftauche, kritisierte er deutlich.
Blick auf Deutschland: Energiewende braucht Netz-Ausbau
Leonhard Probst vom Fraunhofer ISE – Europas größtem Solarforschungsinstitut – zeigte im Briefing, wie weit Deutschland in Sachen Solarenergie bereits ist. Auf Energy-Charts.info lassen sich aktuelle Stromdaten, Börsenpreise und Emissionen live verfolgen.
Probst betonte: „Der PV-Ausbau ist wirtschaftlich kaum aufzuhalten.“ Aber: Die Engpässe entstehen nicht durch die Solarenergie selbst, sondern durch fehlende Netzinfrastruktur. Wärmepumpen, E-Autos und industrielle Elektrifizierung seien ohne starke Verteilnetze nicht möglich.
Streitpunkt Gaskraftwerke: Viel zu viel geplant?
Ein weiteres Thema war die von CDU-Politikerin Katherina Reiche (ehemals VKU) angekündigte Planung von 20 GW zusätzlicher Gaskraftwerkskapazität. Laut Grimm und Probst sei das weit überdimensioniert – und weder kurzfristig realisierbar noch klimafreundlich.
Grimm warnte zudem vor möglichen Interessenkonflikten durch Reiches Vergangenheit als Lobbyistin der kommunalen Energieversorger.
Fazit: Journalismus muss den Wandel sichtbar machen
Die Veranstalter des Briefings fordern mehr Aufmerksamkeit für diese Entwicklungen – auch in den großen Medienhäusern. Denn der Solarboom, der Strukturwandel in der Energiebranche und die industriepolitische Neuausrichtung betreffen uns alle. Und sie passieren schneller, als viele berichten.

Quellen und weiterführende Links:
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