Ich bin fassungslos – Welt scheitert am globalen Plastikabkommen
- Jochen Siegle - Reporters For Future
- 15. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Drei Jahre lang haben rund 180 Staaten verhandelt. Drei Jahre, in denen Millionen Tonnen Plastik in unsere Meere, Flüsse und Böden gelangt sind. Und wofür? Für nichts. Die Abschlussverhandlungen in Genf endeten in einem Desaster: Kein Vertrag, keine Verpflichtungen, keine Hoffnung auf schnellen Fortschritt.
Ein Scheitern mit Ansage
Schon vor Tagen war klar: Die Fronten sind verhärtet. Mehr als 100 Länder – die sogenannte High Ambition Coalition – wollten die Plastikproduktion drastisch begrenzen, Einwegplastik verbieten und eine echte Kreislaufwirtschaft voranbringen.
Auf der anderen Seite: die Ölstaaten wie Saudi-Arabien, Iran und Russland, die am Rohstoff verdienen und lieber am Abfallende ein bisschen aufräumen wollen, statt an der Quelle zu drehen.
Das Ergebnis: Ein Vertragsentwurf, aus dem fast alle bindenden Verpflichtungen gestrichen waren – zu weich, zu wirkungslos. Selbst dieser wurde nicht verabschiedet.
Eine vertane Chance – und Zeit, die wir nicht haben
Die UN hatte 2022 ein klares Mandat formuliert: Das Abkommen sollte den gesamten Lebenszyklus von Plastik umfassen – von der Produktion über das Design bis zur Entsorgung. Was wir stattdessen bekommen haben: eine vertagte Sitzung ohne neuen Termin.
Es ist nicht das erste Mal, dass diese Verhandlungen scheitern – schon im Dezember in Busan gab es keinen Durchbruch. Die Plastikindustrie und ihre Verbündeten haben wieder Zeit gewonnen – Zeit, in der sie weiter Milliarden mit Produkten verdienen, die unsere Welt vergiften.
Plastik: Ein globales Gesundheits- und Klimaproblem
500 Millionen Tonnen Plastik werden jedes Jahr produziert. Ohne harte Regeln werden es bis 2060 drei Mal so viele sein, warnt das UN-Umweltprogramm (UNEP).Plastik tötet Meerestiere, zerstört Ökosysteme, gefährdet unsere Gesundheit. Mikro- und Nanoplastik landen in unseren Organen, sogar im Gehirn, schädigen das Immunsystem, fördern Entzündungen und verstopfen Arterien.
Mein Fazit: Genf ist ein Armutszeugnis für die Weltgemeinschaft
Dieses Scheitern ist nicht nur peinlich – es ist gefährlich. Wir brauchen ein Abkommen, das Produktion radikal reduziert, Einwegplastik verbannt und Unternehmen in die Pflicht nimmt.Kein Abkommen ist zwar besser als ein zahnloses Papier.

Aber kein Abkommen heißt auch: Die Plastikflut geht ungebremst weiter. Jeder Tag ohne Regeln ist ein Tag, an dem wir die Krise verschärfen.
Es ist Zeit, den Druck massiv zu erhöhen – auf Regierungen, auf Konzerne, auf uns selbst.