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Durstige KI: Europas Pläne für Rechenzentren stoßen in trockenen Regionen auf Widerstand


EU will KI-Spitzenreiter werden – mit Milliarden und neuen Fabriken

Im April 2025 stellte die Europäische Union ihren groß angelegten Aktionsplan „KI-Kontinent“ vor. Ziel ist es, Europa zum weltweiten Zentrum für Künstliche Intelligenz zu machen.


Dafür sollen 200 Milliarden Euro investiert und bis zu fünf KI-Gigafabriken sowie 13 weitere KI-Fabriken errichtet werden. Doch die ambitionierten Pläne stoßen zunehmend auf Kritik – vor allem wegen ihrer ökologischen Folgen.


Der Oxford-Forscher Kevin Grecksch, Experte für Wasserforschung, Politik und Management, warnt gegenüber CNBC, dass die EU bei der Planung einen zentralen Punkt übersehen habe: die Nachhaltigkeit, insbesondere die Wasserversorgung.


Wasserverbrauch von Rechenzentren als Problem

Schon herkömmliche Rechenzentren benötigen für die Kühlung enorme Mengen Wasser.


Laut einer EU-Erhebung liegt der durchschnittliche Verbrauch eines europäischen Rechenzentrums bei über 21.000 Kubikmetern pro Jahr. Bei KI-Rechenzentren, deren Server eine deutlich höhere Leistungsdichte und Wärmeentwicklung aufweisen, dürfte der Bedarf noch weitaus größer sein.


Gleichzeitig steht rund ein Drittel der EU-Regionen unter permanentem Wasserstress – das heißt, es steht regelmäßig weniger Wasser zur Verfügung, als benötigt wird. In solchen Gebieten können Behörden gezwungen sein, die Wassernutzung einzuschränken.


Was also geschieht, wenn Rechenzentren aufgrund regionaler Vorschriften plötzlich kein Kühlwasser mehr erhalten?


Große Tech-Konzerne setzen auf Südeuropa


Trotz dieser Risiken errichten große Technologieunternehmen wie Amazon, Microsoft und Meta derzeit riesige KI-Fabriken in Spanien. Google plant zudem drei neue Rechenzentren in Griechenland.


Beide Länder sind jedoch seit Jahren stark von Dürreperioden betroffen und kämpfen regelmäßig mit extremer Wasserknappheit. Paradox erscheint dabei, dass gerade trockene und sonnige Regionen für den Betrieb von Rechenzentren bevorzugt werden.


Das hat technische und wirtschaftliche Gründe: Die geringe Luftfeuchtigkeit schont die Hardware, und der hohe Anteil an Sonnenstunden ermöglicht eine kostengünstige Energieversorgung durch Solarstrom. Der Vorteil des Klimas wird somit zum Nachteil für die Wasserverfügbarkeit.


Innovationen für wasserarme Rechenzentren


Allerdings arbeiten einige Unternehmen bereits an Lösungen, um den Wasserverbrauch drastisch zu senken. Microsoft etwa testet Rechenzentren, die vollständig ohne Kühlwasser auskommen, indem sie alternative Kühltechnologien wie Luft- oder Meerwasserkühlung nutzen. Andere Ansätze setzen auf die Wiederverwendung von Abwasser, die Nutzung von Meerwasser oder auf geschlossene Kreislaufsysteme, bei denen das Kühlwasser mehrfach eingesetzt wird.


Ziel solcher Innovationen ist es, sogenannte „water positive data centers“ zu schaffen – also Anlagen, die langfristig mehr Wasser an die Umwelt zurückgeben, als sie verbrauchen.



Balance zwischen Technologie und Nachhaltigkeit nötig


Der europäische KI-Ausbau steht damit an einem Scheideweg. Einerseits verspricht der Aktionsplan „KI-Kontinent“ wirtschaftlichen Aufschwung, technologische Souveränität und Fortschritt.



Stromfresser KI Foto: Aerps.com via Unsplash
Stromfresser KI Foto: Aerps.com via Unsplash

Andererseits droht er, die bestehenden Wasserprobleme in ohnehin trockenen Regionen zu verschärfen. Wenn Europa wirklich ein nachhaltiges Zentrum für Künstliche Intelligenz werden will, muss es die Balance zwischen technologischer Entwicklung und ökologischer Verantwortung finden.


Künstliche Intelligenz darf nicht auf Kosten der natürlichen Lebensgrundlagen entstehen.

 
 
 

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