Feature: Small Modular Reactors (SMR) – kleine Reaktoren in Zeiten der Klimaerwärmung
- Richard Kraft
- 7. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Um die Erderwärmung einzudämmen, muss mehr Strom aus erneuerbaren Energien stammen. Doch wie sinnvoll ist in diesem Zusammenhang der Einsatz und die Entwicklung neuer Reaktoren? Von Richard Kraft, Reporters For Future
Während in Deutschland das letzte Atomkraftwerk vom Netz gegangen ist, setzen immer mehr Länder auf die Entwicklung neuer, moderner Reaktoren. Diese sollen jedoch nicht größer, sondern kleiner werden als konventionelle Kraftwerke – die Rede ist von Small Modular Reactors (SMRs).
Neben den USA, Kanada und Großbritannien will auch die EU die Entwicklung solcher Reaktoren vorantreiben.
Ein vermeintlicher Vorteil der SMRs steckt bereits im Namen: Sie sind klein und modular. Viele dieser Reaktoren lassen sich vergleichsweise einfach transportieren und schnell vor Ort einsetzen. So könnten sie Lücken im Stromnetz schließen – etwa in entlegenen Regionen – und dort unabhängig von Wind und Wetter zuverlässig Strom liefern.

Small Modular Reactors (SMR)von der Firma Westinghouse. Foto Hersteller
Energiebehörden prognostizieren einen Ausbau der Atomkraft bis 2050
Um die Klimakrise zu bewältigen, prognostizieren Institutionen wie die Internationale Energieagentur (IEA) oder die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) eine steigende Atomstromproduktion in den kommenden Jahrzehnten.
Laut IPCC könnte der globale Anteil von Atomstrom bis 2050 von derzeit rund 3.000 Terawattstunden auf über 6.000 Terawattstunden anwachsen.
Da bei der Stromerzeugung aus Kernenergie kaum CO₂-Emissionen anfallen, sehen viele sie als sinnvolle Brückentechnologie. Die Nuclear Energy Agency geht davon aus, dass durch Kernkraft bis zu fünf Gigatonnen an Treibhausgasen eingespart werden könnten.
Wie lange dauert es bis zum ersten Reaktor?
Damit neue Atomreaktoren zur Energiewende beitragen können, müssten sie möglichst schnell einsatzbereit sein.
Doch genau hier liegt das Problem: Laut der Klima-Ökonomin Claudia Kemfert könnte der erste SMR frühestens in zehn Jahren fertiggestellt werden. Viele Konzepte befinden sich noch in der Entwicklungsphase und wurden bisher nicht getestet.
Forschung, Genehmigungsverfahren und Bau erfordern nicht nur Zeit, sondern auch eine weitere entscheidende Ressource: Geld.
Ob kleine Reaktoren überhaupt wirtschaftlich sind, ist zum aktuellen Zeitpunkt mindestens fraglich. Hochrechnungen zufolge soll der Strompreis neuer SMRs bis 2030 bei 94 $ pro Megawattstunde liegen. Für Solarenergie liegt der Preis bis 2030 bei 30 $ pro Megawattstunde.
Auch Kemfert betont: "Atomenergie ist mit Abstand die teuerste Art der Stromerzeugung".

100% Erneuerbare sind möglich
Zwar könnte die Kernkaft einen Teil zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen, doch neben den Kosten gibt es noch weitere Probleme: Dazu komme, dass eine sichere Endlagerung der radioaktiven Abfälle bis heute ein ungelöstes Problem sei, betont Prof. Dr. Martin Weibelzahl, Professor für Digitale Energiemärkte an der Universität Luxemburg, gegenüber dem Science Media Center.
Die ungelöste Endlagerung geht “mit enormen Gefahren für Umwelt und Gesellschaft einher und sind unter Berücksichtigung bekannter und bestehender Alternativen, wie dem Ausbau erneuerbarer Energien, nicht zu rechtfertigen.“
Daher bleibt die Frage: Brauchen wir Atomkraft, um klimaneutral zu werden?
Nicht unbedingt, wie einige Studien zeigen. Auch eine Welt, in der nur noch erneuerbare Energien genutzt werden, ist zumindest möglich, auch wenn einige Hürden noch zu bewältigen sind. Denn letztlich bleibt die größte Herausforderung im Kampf gegen die Klimakrise unser Wille.
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