Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran, mit immer neuen Rekordtemperaturen und Extremwetterereignissen - wer könnte das besser wissen als der Physiker Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung an der Universität Potsdam.
Bei der Reporters For Future Konferenz in Berlin erklärt Rahmstorf, dass die globale Erwärmung kein abstraktes Zukunftsszenario mehr ist, sondern eine messbare Realität.
Doch während Wissenschaftler wie Stefan Rahmstorf seit Jahrzehnten warnen, bleibt die öffentliche Debatte oft von Desinformation und Lobbyinteressen geprägt.

Klimawandel: Ein seit Jahrhunderten bekanntes Problem
“Bereits im 19. Jahrhundert erkannte Alexander von Humboldt die menschliche Einflussnahme auf das Klima durch Abholzung und industrielle Emissionen”, so der Wissenschaftler bei der Reporters For Future Konferenz.
Der Treibhauseffekt wurde 1824 wissenschaftlich beschrieben, und spätestens seit den 1960er-Jahren gibt es offizielle Berichte über die Folgen des CO₂-Ausstoßes. Trotzdem steigen die Emissionen weiterhin an – ein Beleg für das Versagen der internationalen Klimapolitik.
Die Realität des Temperaturanstiegs
Die globale Durchschnittstemperatur liegt inzwischen etwa 1,3 °C über dem vorindustriellen Niveau. Das Pariser Klimaziel von maximal 1,5 °C wird bereits temporär überschritten. Die Erwärmung erfolgt zudem nicht linear, sondern beschleunigt sich durch Rückkopplungseffekte.
Das Klimaabkommen von Rio 1992 oder das Kyoto-Protokoll waren politische Meilensteine, konnten jedoch nicht verhindern, dass die CO₂-Emissionen weiter steigen. Ohne internationale Vereinbarungen sähe die Lage zwar noch schlechter aus, doch der notwendige drastische Rückgang der Emissionen bleibt aus.
Extremwetter: Dürren, Fluten und Hitze nehmen zu
Die zunehmenden Extremwetterereignisse sind physikalisch leicht erklärbar: Eine wärmere Atmosphäre speichert mehr Wasser, was sowohl heftige Regenfälle als auch intensivere Dürren zur Folge hat.
In Spanien fielen innerhalb von acht Stunden fast 50 cm Regen – ein katastrophales Ausmaß. Studien zeigen, dass Starkregenereignisse weltweit zunehmen, während normale Niederschlagsmengen abnehmen.
Die öffentliche Klimadebatte: Wissenschaft vs. Desinformation
Trotz klarer wissenschaftlicher Erkenntnisse sind Falschinformationen über den Klimawandel weit verbreitet. Ein bekanntes Beispiel ist die „Hockeyschläger-Debatte“ um die Temperaturrekonstruktionen der letzten Jahrtausende. Trotz wissenschaftlicher Bestätigung dieser Daten versuchen Klimaskeptiker seit Jahrzehnten, sie zu diskreditieren.
Auch andere Falschdarstellungen sind populär, etwa die Behauptung, dass natürliche Klimaschwankungen die Erwärmung erklären könnten oder dass extreme Wetterereignisse nicht zunehmen würden. Oft stecken hinter solchen Mythen wirtschaftliche Interessen, insbesondere aus der fossilen Industrie.
Fazit: Wissen ist der Schlüssel zum Handeln
Die Wissenschaft liefert seit Jahrzehnten klare Beweise für die menschengemachte Erderwärmung und deren Folgen. Dennoch wird die öffentliche Klimadebatte von Lobbyismus, Desinformation und politischer Trägheit ausgebremst.
Stefan Rahmstorf betont im Gespräch mit Moderator Jochen Siegle zudem, dass es entscheidend ist, wissenschaftliche Fakten immer wieder zu wiederholen und sich aktiv gegen Falschinformationen einzusetzen.
Nur so kann es gelingen, den Klimaschutz voranzutreiben und die schlimmsten Folgen der Erderwärmung noch zu begrenzen.
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