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GreenTech-Boom in Deutschland – Wachstum mit Schattenseiten?

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Von Reporters For Future Redaktion


Deutschland feiert sich als Vorreiter im Bereich grüner Technologien: Laut dem neuesten GreenTech Atlas 2025, vorgestellt vom Bundesumweltministerium (BMUV) und dem Umweltbundesamt (UBA), wächst die deutsche Umwelttechnikbranche seit Jahren schneller als die Gesamtwirtschaft.


Rund 7,5 % der Erwerbstätigen, 9 % der Bruttowertschöpfung und 8,4 % der Exporte hängen inzwischen an der „GreenTech-Branche“. 314 Milliarden Euro betrug ihre Bruttowertschöpfung 2023 – Tendenz steigend.


Bundesumweltminister Carsten Schneider spricht von einem „wirtschaftlichen Erfolgsrezept“, das Klima- und Umweltschutz als Motor für Wohlstand darstellt. Auch UBA-Präsident Dirk Messner betont die Resilienz und Stabilität der Branche in Krisenzeiten.


Doch so überzeugend die Zahlen klingen – ein genauerer Blick zeigt: Grünes Wachstum allein garantiert noch keine nachhaltige Transformation.



GreenTech als Hoffnungsträger – oder Feigenblatt?



Der „Boom trotz Krise“ mag beeindruckend wirken, aber er lenkt leicht davon ab, dass sich strukturelle Probleme in der deutschen Wirtschaft kaum ändern.


Zwar entstehen Arbeitsplätze in Umweltsektoren, doch viele davon kompensieren lediglich den Wegfall traditioneller Industriejobs – insbesondere in der fossilen Energie- und Automobilbranche.Die Frage lautet daher: Ersetzen wir wirklich alte Strukturen, oder schmücken wir sie nur grün?



Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit birgt Risiken. Der Fokus auf Exporte – ganze 132 Milliarden Euro 2023 – zeigt, wie stark Deutschland auf globale Märkte angewiesen bleibt. GreenTech „Made in Germany“ soll die Welt retten – doch das Modell basiert weiterhin auf Wachstum, Ressourcenverbrauch und Konkurrenz, nicht auf Suffizienz oder Degrowth.



Klimaneutralität als Marktchance – oder als Mindestverpflichtung?



Politisch wird die GreenTech-Erzählung gerne als Beweis dafür verwendet, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum vereinbar seien. Das klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit.Denn viele „grüne“ Technologien – etwa Batterieproduktion, Windkraftkomponenten oder Recyclingverfahren – benötigen seltene Rohstoffe, Energie und oft Arbeitsbedingungen, die ökologisch und sozial fragwürdig sind.



Statt sich mit der unbequemen Frage auseinanderzusetzen, wie viel Wachstum unser Planet überhaupt noch verkraftet, wird der GreenTech-Sektor zum neuen Wachstumsfetisch erklärt. Nachhaltigkeit wird damit ökonomisch instrumentalisiert: Hauptsache, sie steigert das BIP.



Innovation braucht mehr als Investitionen



Schneider kündigt an, dass das neue „Sondervermögen“ Investitionen in GreenTech weiter ankurbeln soll. Doch ohne klare politische Leitplanken – etwa zur Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und sozial gerechten Transformation – droht diese Förderung, alte Fehler zu wiederholen:Technologische Lösungen werden gefeiert, während systemische Veränderungen ausbleiben.



UBA-Präsident Messner hat recht, wenn er sagt, dass die Zukunft „grünen Technologien“ gehört. Aber diese Zukunft muss gerecht, demokratisch und planetarisch tragfähig gestaltet werden – nicht nur wirtschaftlich erfolgreich.


Fazit: Grüner Aufschwung, graue Realität


Ja, der GreenTech-Atlas zeigt beeindruckende Zahlen. Doch eine wirklich nachhaltige Wirtschaft misst ihren Erfolg nicht an Exportquoten oder Patenten, sondern daran, wie stark sie ökologische Grenzen respektiert und soziale Teilhabe ermöglicht.



Der aktuelle Boom kann ein Schritt in die richtige Richtung sein – oder ein weiteres Kapitel im Märchen vom „grünen Wachstum“. Ob daraus ein echter Systemwandel wird, hängt nicht von Patenten oder Profiten ab, sondern von politischem Mut und gesellschaftlicher Ehrlichkeit.




Quellen:Pressemitteilung des BMUV und UBA, „Boom trotz Krise: Deutsche GreenTech-Branche weiter auf Wachstumskurs“, 2025.

 
 
 

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