Wasserkrise in Kabul: Was passiert, wenn einer Stadt das Wasser ausgeht?
- Jochen Siegle - Reporters For Future
- 10. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juni
In Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, zeigt sich auf dramatische Weise, wie sich die Klimakrise, politische Instabilität und fehlende Infrastruktur gegenseitig verstärken.
Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Mercy Corps droht Kabul bis 2030 das Grundwasser vollständig auszugehen. Bereits jetzt ist der Wasserspiegel stellenweise um 30 Meter gesunken. Fast die Hälfte der Brunnen, die als Hauptquelle für Trinkwasser dienen, sind bereits trocken.
Klimakrise trifft auf schlechte Planung
Die Ursachen: ein Mix aus rasanter Verstädterung, steigender Wasserentnahme, kaum funktionierender Wasserinfrastruktur und den spürbaren Folgen des Klimawandels. Jährlich werden rund 44 Millionen Kubikmeter mehr Wasser entnommen, als sich auf natürlichem Weg regenerieren kann.
Klimagerechtigkeit? Fehlanzeige.
Wer besonders leidet, sind wie so oft die Ärmsten. Viele Familien müssen bis zu 30 Prozent ihres Einkommens für Wasser ausgeben – oder machen Schulden. Laut der Lehrerin Nazifa aus dem Stadtteil Khair Khana hat sich der Preis für Wasser innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Private Anbieter pumpen das letzte Grundwasser ab und verkaufen es teuer weiter – ein Beispiel für fehlende Regulierung und soziale Ungleichheit in Zeiten der Krise.
Hinzu kommt: Rund 80 Prozent des noch vorhandenen Wassers sind stark verschmutzt – mit Fäkalien, Salz und sogar Arsen. Die gesundheitlichen Risiken sind enorm. Die Stadt steht sinnbildlich für das, was passiert, wenn Klimagerechtigkeit und nachhaltige Stadtentwicklung fehlen.

Internationale Hilfe bleibt aus – und die Zeit läuft ab
Trotz der dramatischen Lage fehlt es an internationaler Unterstützung. Von den benötigten 264 Millionen Dollar für Wasser- und Sanitärprojekte wurden Anfang 2025 nur 8,4 Millionen bereitgestellt.
Zusätzlich sind Milliarden an Hilfsgeldern seit der Machtübernahme der Taliban eingefroren. Auch wichtige Projekte wie die geplante Panjshir-Wasserpipeline scheitern bislang an der Finanzierung.
Was Kabul uns über Climate Action lehrt
Kabul ist ein Warnruf für die Welt: So sieht die Zukunft aus, wenn wir weiter wegschauen und zögern, statt zu handeln. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Klimakrise nicht nur Wetterextreme, sondern direkte Konflikte um Lebensgrundlagen wie Wasser auslöst – mit globalen Auswirkungen wie Migration, Armut und Instabilität.
Organisationen wie Mercy Corps fordern deshalb dringende internationale Climate Action – nicht irgendwann, sondern jetzt. Unternehmen aus dem Bereich Wassermanagement und Greentech müssen stärker in solche Regionen investieren. Gleichzeitig braucht es politischen Druck auf internationale Geldgeber, endlich Verantwortung zu übernehmen.
Fazit: Wir zerstören nicht nur einen Planeten – wir gefährden unser Überleben
Die Wasserkrise in Kabul zeigt: Wir zerstören nicht nur einen Planeten – wir gefährden unser Überleben. Es ist höchste Zeit, dass wir Wasser, Klima und soziale Gerechtigkeit als untrennbar begreifen.
Wer Klimaschutz ernst meint, muss in nachhaltige Infrastruktur investieren, Ungleichheiten abbauen und Menschen vor Ort zuhören. Denn: Ohne Wasser gibt es kein Leben – und keine Zukunft.
Weitere Quellen & Links
Comments